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Neue Medikamente oder nur höhere Preise?


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Verfasst am: 05. 06. 2013 [12:20]
apac
APAC
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Der Titel lautet „Innovationsreport 2013“ – und genauso spannend geht es weiter: „Auswertungsergebnisse von Routinedaten der Techniker Krankenkasse aus den Jahren 2010 und 2011“.

Was sich dahinter verbirgt ist allerdings alles andere als so langweilig, wie uns die Überschrift glauben machen möchte.

Das ZfS der Universität Bremen hat nämlich mit Unterstützung der TK 23 neue Medikamente aus den Jahren 2010 und 2011 analysiert. Es ging darum, ob sie zu bereits existierenden Arzneimitteln eine Verbesserung darstellen und was sie im Vergleich dazu kosten.

Die Studie kommt zu folgender Zusammenfassung der Bewertungen:

Die „...Bewertungen verdeutlichen, dass neue Arzneimittel häufig nicht mit einem erkennbaren therapeutischen Fortschritt verbunden sind...“ , "...sondern in vielen Fällen lediglich als „kommerzielle Innovationen“ angesprochen werden müssen, deren Einsatz die Therapien verteuert, ohne einen patientenrelevanten Zusatznutzen anzubieten..."

Zusätzlich ist es mit der Anwendung vieler neuer Arzneimittel zu vermehrten Meldungen über neue Probleme und Nebenwirkungen gekommen. "... Dies verdeutlicht, dass Innovationen in der Realität auch neue Risiken mit sich bringen und es nicht immer von Vorteil zu sein scheint, bisher bewährte Therapien durch die Anwendung neuer
Arzneimittel zu verändern...“ Über die Langzeitwirkungen dieser Medikamente ist noch gar nichts bekannt.

Nun gibt es in Deutschland aber seit dem 1. Januar 2011 trat das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG). Es verpflichtet die Pharmaunternehmen, den Zusatznutzen für neue Arzneimittel nachzuweisen und innerhalb eines Jahres den Preis des Arzneimittels mit der gesetzlichen Krankenversicherung zu vereinbaren. Es soll als Instrument zur Bewertung von Arzneimitteln dienen

Betrachtet man die in der Studie analysierten Medikamente unter diesem Gesichtspunkt, so ergibt sich folgendes:

Einen eindeutigen Zusatznutzen bieten zwei der 23 neuen Arzneimittel, bei sieben von 23 ist das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko unsicher und bei den restlichen 14 gibt es keinen zusätzlichen Nutzen sondern im Extremfall sogar eine Erhöhung schwerer Nebenwirkungen.

Dazu kommt, dass 18 der 23 Medikamente teurer oder erheblich teurer waren, als vergleichbare im Markt eingeführte Arzneimittel.

Gewonnen haben hier tatsächlich nur die Pharmaunternehmen, die mehr Geld einstecken, während die Patienten Medikamente bekommen, die nicht besser sind und deren Langzeitwirkung noch nicht einmal bekannt ist.


Link zur vollständigen Studie (pdf): http://docs.dpaq.de/3966-innovationsreport_2013_kurzfassung.pdf